Zusammenfassung Bildung


Das deutsche Bildungssystem ist trotz erfolgter Reformen auf die bürgerliche Mittelschicht ausgerichtet. Der Anteil der Kinder und jungen Erwachsenen aus einem bürgerlichen Milieu wird aber in den Klassenzimmern und Hörsälen immer kleiner. Dies ist insbesondere in Ballungsräumen und damit auch im Ruhrgebiet zu beobachten. Die Vielfalt an Nationalitäten und Ethnien, Religionen und Weltanschauungen sowie sozialen Hintergründen nimmt gerade dort in den nächsten Jahren erheblich zu.  

Im Ruhrgebiet sind nach Meinung der Experten daher Bildungsangebote notwendig, die Kinder und junge Erwachsene ansprechen und begeistern können, völlig unabhängig von ihren kulturellen Wurzeln. Um den gesellschaftlichen Realitäten insbesondere in den Schulen umfassender gerecht zu werden, muss die Region ihren bildungspolitischen Spielraum nutzen. Es geht vor allem um die stärkere Motivation und Einbeziehung von Migranten und Angehörigen der unteren Gesellschaftsschichten.  

Schulen im Ruhrgebiet sind größtenteils auf sich allein gestellt. Es hängt am Engagement der Schulleitung und Lehrer, inwieweit Spielräume in den Lehrplänen und in der Unterrichtsgestaltung genutzt werden. Innovative Schulen setzen z.B. auf das projektorientierte Lernen entlang von Themen, weil sich der Sinn und Zweck von Unterrichtsinhalten am besten in Zusammenhängen verstehen lässt. Darüber hinaus definiert sich die Schule des 21. Jahrhunderts nicht nur als Ort der Wissensvermittlung, sondern auch als Begegnungsstätte in den Quartieren. Dies schafft sozialen Zusammenhalt und erleichtert die Integration.  

Es gibt im Ruhrgebiet bereits vereinzelt Schulen, die mit solchen innovativen Ansätzen Chancengleichheit bei den Schülern sicherstellen. Allerdings erschwert die Konkurrenz der Städte einen Austausch über gelungene Modellprojekte und ein "Ausrollen" dieser Ansätze im gesamten Ballungsraum. Die Lösung für eine bessere Schul- und Bildungslandschaft an der Ruhr wäre daher nicht einmal teuer: Austausch statt Abgrenzung, voneinander lernen, erfolgreiche Konzepte öffentlich machen und kopieren – dies sind für die Experten die richtigen Stoßrichtungen für eine bessere Bildung im Revier.  

Erfolgreiche Ballungsräume zeichnen sich durch ein hohes Bildungsniveau und ein großes Potenzial an hochqualifizierten Fach- und Führungskräften aus. Das Ruhrgebiet kann sich bei seiner Zukunftsentwicklung auf ein enges Netz von attraktiven, gut erreichbaren Hochschulen stützen, in denen junge Menschen die Qualifikationen erhalten, die vor Ort benötigt werden. Zur Bildungslandschaft der Zukunft zählen Universitäten und Fachhochschulen genauso wie Online-Universitäten, die unabhängig von Ort und Zeit den Zugang zu Hochschulwissen ermöglichen. Weniger bedeutsam ist die Fokussierung auf eine Eliteuniversität allein mit internationaler Strahlkraft. Zwar zieht eine Spitzenuniversität renommierte Wissenschaftler an und bringt Internationalität in die Region. Nur bleibt die Top-Ausbildung einer kleinen Gruppe von Studenten und Wissenschaftlern vorbehalten.

Im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit ist es für einen Ballungsraum wie das Ruhrgebiet besser, wenn möglichst viele junge Menschen in den Genuss von Hochschulwissen kommen. Denn Innovationen entspringen heute und in Zukunft nicht mehr der schöpferischen Kraft eines genialen Geistes, so die Experten, sondern entstehen aus dem Zusammenwirken von vielen Spezialisten. Es ist daher für die Attraktivität und Innovationskraft des Ruhrgebiets sinnvoller, viele junge Menschen an der (Fach-)Hochschule in ihrer Nähe auszubilden, als auf wenige Absolventen einer Eliteuniversität zu setzen. Gleichwohl hat die Ruhr-Universität Bochum ein hohes Potenzial, etwa mit dem Ausbau bestehender Exzellenzprogramme in den Kreis der Eliteuniversitäten aufzusteigen. Der gegenwärtige Ansatz mit der Ruhr-Universität in Bochum als Hochschulzentrum und dezentralen Fachhochschulen in jeder Stadt ist daher für die Experten der richtige bildungspolitische Weg.

Zu den Einzelthesen

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