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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

Bl ick auf das Saar land   /   175 Das Saarland schlägt bei der Integrationsaufgabe nach dem Dafürhalten der Experten einen besonnenen, pragmatischen und sehr erfolgversprechenden Weg ein. Insbesondere der Innenminister Klaus Bouillon, der sein Ministerbüro für 7 Wochen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Lebach auf- geschlagen hatte, erwarb sich damit einen Ruf als Anpacker. Die Antrags- und Anerkennungsverfahren sind schnell und bei der Unterbringung setzt sich die Landesregierung in besonderer Weise ein. So beteiligt sich die landeseigene SHS Strukturholding Saar mit ihren Immobiliengesellschaften an der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Sie kauft im ganzen Land Wohnraum zur Unterbringung der Flüchtlinge an, um gewinnorientierte private Betreibermodelle zu vermeiden. Mit diesem Maßnahmenpaket setzt die Landesregierung wichtige Signale an die Bevölkerung, um bei dieser Akzeptanz für die Inte- gration der Flüchtlinge zu schaffen, sagen die Experten. Auch die Wirtschaft im Saarland erkennt in der Zuwanderung von Flüchtlingen eine große Chance und leistet über Qualifizierungsmaßnahmen einen Beitrag zur Integration von Migranten. In der Außenwahrnehmung der Experten wird damit die Flüchtlingspolitik des Saarlandes als Teil der Wirtschaftspolitik verstanden. Damit zieht die Wirtschaft im Saarland bei der Integration der Flüchtlinge nicht nur mit, sie forciert diese auch. Das durchschnittlich niedrigere Qualifikationsniveau der Flüchtlinge ist nach Ansicht der Experten für die saarländische Wirtschaft kein Integrationshindernis: Die Flüchtlinge sind jung und lernwillig. Sie stellen folglich ein Potenzial für das Handwerk und die mittelständische Industrie dar, die gegenwärtig 3.000 Ausbildungsplätze pro Jahr nicht mehr besetzen können. In einer optimistischen Zukunftsprojektion der Experten könnte das Saarland seine Brückenfunktion zwischen Deutschland und Frankreich erweitern und 2025 für „das Land der Empathie“ stehen. Eine Voraussetzung dafür ist es, in der Bevölkerung einen einladenden Gestus und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Dies könnte auch dazu beitragen, dass die Lebensqualität im Saarland für alle Bewohner steigt. Ein strategischer Hebel hierfür ist nach dem Dafürhalten der Experten das bürgerschaftliche Engagement, das insbesondere in der ehrenamtlichen Betätigung Wirkung entfaltet. Ohne ehrenamtliche Helfer wäre die Flüchtlingskrise nicht zu meistern – wobei gerade in der Integration der Flüchtlinge große Chancen bestehen, der demografischen Entwicklung entgegenzuwirken. Ehrenamtliches Engagement zeigt sich aber nicht allein in der Flüchtlingsthematik – das Ehrenamt hat eine viel größere Dimension und strahlt in alle Lebensbereiche aus. Das Ehrenamt ist in der modernen Gesellschaft wichtiger geworden, zugleich hat sich die Motivation der Helfer verändert. Ihr Engagement ist nicht mehr nur Ausdruck von Idealismus, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe. Vielmehr wollen ehrenamtlich engagierte Menschen aus der ausgeübten Tätigkeit auch einen Nutzen für sich selbst ziehen, indem sie beispielsweise anderen Menschen begegnen, ihr Leben durch neue Impulse und Einsichten bereichern und Anerkennung finden. RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie


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