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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

Bl ick auf das Saar land   /   173 M I T WE LTOF FENHEI T D EM B E VÖLKERUNGSSCHWUND B EGEGNEN Die Expertenaussage: Die historische und geografische Nähe zu Frankreich legen eine Positio- nierung des Saarlandes als weltoffene Region nahe. Auch der pragmatische und zugewandte Umgang mit den Flüchtlingen bestätigt die Weltoffenheit der Saarländer. Um dieses Image der Region zu forcieren, sollten der einladende Gestus und das bürgerschaftliche Engagement in der Bevölkerung weiter gefördert werden. „EINE CHANCE KÖNNTE DARIN LIEGEN, IM SAARLAND EIN BESONDERES DEUTSCH-FRANZÖSISCHES LEBENSGEFÜHL ZU KULTIVIEREN, UM DEM LAND EIN BISSCHEN MEHR GLAMOUR ZU GEBEN.“ Peter Wippermann Das Saarland ist das älteste unter den neuen Bundesländern. Nach einer Volksabstimmung im Jahr 1955 wurde das Saarland im Jahr 1957 Teil der Bundesrepublik Deutschland. Bis 1947 war es französisch besetzt, zwischen 1947 und 1956 teilsouverän und wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen. Wer vor 1945 geboren ist, hat demnach viermal die Nationalität gewechselt. Im Saarland mutet vieles französischer an als im Rest der Republik. In einem aber unterscheidet sich das Saarland deutlich vom Nachbarland: Während in Frankreich viele Kinder geboren werden, hat das Saarland die geringste Geburtenrate Deutschlands und ist zusätzlich von Abwanderung bedroht. Die jungen Menschen zieht es in die Städte – für sie ist eine Stadt ohne U-Bahn eigentlich nur ein großes Dorf. Dem Zangengriff aus niedriger Geburtenrate auf der einen Seite und dem Trend zur Urbanisierung auf der anderen kann sich das Land nicht entwinden, so die Experten: Die Familienplanung ist in freien Gesellschaften ureigenste Privatangelegenheit der Menschen. Sie lassen sich auf das „Abenteuer Familie“ nur dann ein, wenn sie es wollen, wenn sie als Familie Zukunftsperspektiven sehen und wenn ihr Umfeld familienfreundliche Lebens- und Arbeitsverhältnisse bietet. Dazu gehören gute Kitas, Betreuungsmöglichkeiten während der Schulferien, Freizeitangebote, ein für Kinder und Erwachsene jeden Alters lebenswertes Umfeld, familienfreundliche Angebote der Unternehmen – und vor allem gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber den arbeitenden Müttern. Der Staat in Frankreich hat über kostenlose Vorschulen, Ganztagsschulen für die größeren Kinder und hohe Einkommensteuernachlässe familienfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen, führen die Experten aus, und kann dank hoher Subventionen sogar im ländlichen Raum die Bevölkerung stabilisieren. Demgegenüber weist das Saarland offensichtlich Defizite auf, die sich nicht schnell und einfach lösen lassen. RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie


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