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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie Bl ick auf das Saar land  /   16 8 unternehmensnaher Dienstleistungen attraktiv – und die Chancen werden genutzt. Verbesserungs- bedürftig erscheint den Experten der Branchenmix. Unterrepräsentiert sind beispielsweise die chemische und pharmazeutische Industrie. Dabei gibt es im Saarland ein großes Reservoir an Fachkräften, die in diesen Branchen beschäftigt sind. Allerdings pendeln diese Fachkräfte heute noch nach Rheinland Pfalz oder ins Rhein-Neckar-Gebiet. „WICHTIG FÜR DIE ERNEUERUNG UND EINE AUFBRUCHSTIMMUNG SIND PARTIZIPATION UND OFFENHEIT. AUCH IST ES MEINES ERACHTENS NOTWENDIG, TRANSPARENZ ÜBER DIE TATSÄCHLICHE SITUATION ZU SCHAFFEN. EIN BESCHÖNIGEN NEGATIVER EINFLUSSFAKTOREN IST WENIG HILFREICH.“ Ulf Brandes Generell wird die saarländische Wirtschaft von Pendlerströmen stark beeinflusst. Täglich kommen 25.000 Einpendler aus Frankreich ins Saarland zur Arbeit, davon 20.000 Lothringer und 5.000 Saarländer, die in Frankreich leben. Bedeutend ist nicht nur die Nähe zu Frankreich, sondern auch die Nähe zu Luxemburg. Mehrere Tausend Saarländer fahren täglich nach Luxemburg zur Arbeit, mehr als nach Frankreich. Ein weiterer großer Pendlerstrom führt in die angrenzenden Bundesländer. Der Korridor der Tagespendler reicht anderthalb Autostunden weit bis ins Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet. Ihr Geld verdienen die Saarländer teilweise außerhalb. Der Konsum jedoch findet in der Heimatregion statt. Durch diese Bündelung von Kaufkraft ist das Saarland ein interessanter Standort für den Handel, zumal auch Franzosen und Luxemburger die günstigen Preise für Lebensmittel und Bekleidung in Deutschland zu schätzen wissen, so die Experten. Eine Stärkung des Handels könnte demnach ebenfalls zur Diversifizierung der saarländischen Wirtschaftsstrukturen beitragen. Gleichwohl gehen von den Pendlerströmen auch Risiken für die zukünftige Entwicklung des Landes aus: Die Saarländer gelten zwar als heimatverbundene Menschen. Gleichwohl besteht nach Meinung der Experten die Gefahr, dass die Tages- und Wochenendpendler, die viel Zeit auf dem Weg zur Arbeit verlieren, zukünftig in die Nähe ihres Arbeitsplatzes ziehen. Damit droht dem Saarland unabhängig vom demografischen Wandel eine weitere Entleerung – mit Auswirkungen auf den Konsum, das kulturelle Leben und die Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Ein Mittel, um diese negative Entwicklung aufzuhalten, sehen die Experten im Ausbau der wirtschaft- lichen Brückenfunktion zwischen Deutschland und Frankreich. Diese hat für die Experten zwei Dimen- sionen – eine logistische und eine strategische: Das Saarland ist mit Autobahnen und Zugverbindungen verkehrstechnisch bestens erschlossen und eine bedeutende Warendrehscheibe zwischen Deutschland und Frankreich. Auch die Binnenschifffahrt, die früher vorrangig der Schwerindustrie diente, ist nach


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