Nahversorgungs- und weitere zentrale Infrastruktureinrichtungen werden von den Bewohnern des Quartiers fast täglich genutzt. Sie bergen jenseits ihres funktionalen Werts ein hohes Potenzial als Raum der Interaktion und Begegnung. Daher besitzt die Stärkung dieser Einrichtungen und Strukturen eine hohe integrative Wirkung. Die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Angebotsvielfalt für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ist dabei besonders wichtig. Sie schafft eine größere Teilhabe aller Bewohner am Quartiersleben und damit mehr Lebensqualität. Zudem führt dies zu einer positiven Außenwirkung für Besucher von außerhalb. Damit Infrastruktur- und Versorgungsangebote an Relevanz gewinnen, müssen sie sich auch auf veränderte Wertvorstellungen der Bewohner einstellen; sei es, dass Bewohner immer häufiger Entscheidungen nach dem Prinzip des Teilens statt Besitzens treffen, oder, dass sie einen ökologisch nachhaltigen Lebensstil führen möchten. Daher ist es wichtig, dass diese Einrichtungen flexibel und offen für Neues sind.
Nahversorger und andere zentrale Gebäude bilden in vielen Stadtteilen den Mittelpunkt des Quartiers. Sie sollten aber nicht nur ihre Kernfunktion erfüllen, sondern darüber hinaus zu vitalen Orten des Austauschs und der Begegnung werden. Dazu brauchen sie zum einen ein erweitertes Leistungsspektrum, das für unterschiedliche Bewohner attraktiv ist. Zum anderen müssen sie auch baulich so gestaltet sein, dass man sich gerne dort aufhält. Dieses kann einen Leuchtturmeffekt für den ganzen Stadtteil haben und so zur Identifikation der Bürger mit ihrem Quartier beitragen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie ein sichtbares Zentrum gestaltet sein kann, das entweder auf einem zentralen Einzelgebäude oder mehreren Gebäuden als Teil einer Einheit basiert:
Neben großen Nahversorgern sind gerade kleinere, zum Teil auch dezentrale Einkaufsmöglichkeiten beliebte Nachbarschaftstreffpunkte bei Bewohnern eines Quartiers. Es lohnt sich daher, diese Treffpunkte in den Blick zu nehmen und Möglichkeiten zu finden, ihre Aufenthaltsqualität zu vergrößern.
Beispielhafte Maßnahmen dazu sind:
Aufwertung der Trinkhallen
Trinkhallen, Kioske, Buden: Egal unter welchem Namen, sie sind seit Jahrzehnten feste Treffpunkte, Verpflegungs- und Pausenorte im Quartier. Eine größere, ansprechend gestaltete Trinkhalle, z. B. integriert in ein Wohngemeinschaftsgebäude, trägt dazu bei, die Versorgung mit essenziellen Nahrungsmitteln im Quartier zu sichern und die Interaktion zwischen den Bewohnern zu fördern.
Etablierung und Neuausrichtung von Wochenmärkten
Der Besuch eines Wochenmarkts ist eine praktische Möglichkeit für Bewohner eines Quartiers, außerhalb der großen Versorgungsmärkte einzukaufen und nebenbei Bekannte zu treffen. Eine Ausweitung des Angebots macht klassische Wochenmärkte attraktiver. So kommt die Öffnung in den Abendstunden berufstätigen Bewohnern entgegen. Gelegentliche Streetfood-Angebote oder wechselnde Veranstaltungen rund um den Markt, z. B. Flohmarkt, Tauschbörse oder Antiquitäten-Markt, sorgen für Abwechslung. Um den Wochenmarkt auch optisch aufzuwerten, kann an ausgewählten Abschnitten eine besondere Pflasterung vorgenommen werden. Außerdem können speziell gestaltete Stadtmöbel zu Marktzeiten als Auslagefläche verwendet werden.
Statt etwas selbst zu besitzen, gibt es mehr und mehr Menschen, die Dinge lieber teilen und tauschen. Dieser Trend zur sogenannten Sharing Economy bringt auch für Quartiere Chancen mit sich. So können im Quartier Orte etabliert werden, die als Treffpunkte zum Ausleihen und Verleihen dienen und die von den Bewohnern gerne und oft genutzt werden. Sie können mittels sozialer Medien oder anderer digitaler Angebote beworben werden. Da diese Orte des Leihens und Teilens auch im kleineren Format denkbar sind, können leerstehende oder untergenutzte Bestandsgebäude als Standorte umgewidmet werden. Mögliche Umsetzungsbeispiele dazu sind:
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