Anfang 2017 startete "Glückauf Jugend Kohle für coole Projekte" mit einem Aufruf an alle Jugendzentren in den Bergbauregionen an Ruhr, Saar und Ibbenbüren. Gesucht wurden Projekte, die entweder zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern beitragen oder dem Erwerb sozialer Kompetenzen dienen.

Zahlreiche Einrichtungen nutzten ihre Chance: 283 Jugendzentren aus 69 Städten und Gemeinden reichten Anträge ein. Insgesamt fördern die RAG-Stiftung und die IG BCE über 400 Projekte mit je 2.018 Euro. Damit werden rund 14.000 Kinder und Jugendliche erreicht.

 

 

 


Vorurteile abbauen und den gegenseitigen Respekt stärken: Die Projekte in der Kategorie "Interkulturelle Begegnung" gingen der Frage nach, wie Kinder und Jugendliche den Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft erfahren und sie mehr darüber lernen können.

Kochprojekte mit Gerichten aus verschiedenen Kulturen, Tage zur Begegnung von Zugewanderten und Einheimischen, Workshops zum Thema "Heimat" oder Projekte zu den Themen Tradition und Verständigung – insgesamt kamen hier 21 Prozent der eingereichten Projekte zusammen.


Interkultureller Schreibworkshop in Duisburg

Einen Text als Spiegel nutzen

Der Schreibworkshop des internationalen Jugend- und Kulturzentrums Kiebitz stand unter dem Motto "Sich selbst reflektieren und von anderen gehört werden". Hierbei lernten 24 Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren, einen Text zu verfassen, der einem Blick in den Spiegel gleichkommt. Es entstanden sehr persönliche Texte, beispielsweise Briefe an sich selbst.

Weitere zentrale Fragen waren:

  • Was bedeutet Kreativität?
  • Was heißt Toleranz hier und heute, in Deutschland, in der Schule, bei uns Zuhause?

 

Kreativ mit der eigenen kulturellen Herkunft umgehen

Jeder Mensch spricht eine Sprache, drückt in ihr auch Emotionen, Erfahrungen und Ideen aus. Die jungen Schreibtalente konnten austesten, wie vielfältig diese Sprache sein kann und wie man sie schriftlich festhält.

An dem kreativen und interkulturell ausgerichteten Projekt nahmen vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund teil. Für sie war es sehr wichtig, ein Forum zu haben, in dem sie sich mit der eigenen und der Kultur anderer auseinandersetzen konnten.

Fragen der Akzeptanz und Identität ließen sich durch die selbst verfasste Literatur auf einer anderen Ebene diskutieren.

Müjgan Bayur, Geschäftsführerin "Kiebitz":
"Unsere Erfahrung zeigt, dass man kulturelle Grenzen am besten überwindet, wenn man zusammen etwas Neues schafft und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet."

Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll...

Eine professionelle Schriftstellerin leitete den Workshop und half den Jugendlichen, an ihrem Schreibstil zu feilen und zu experimentieren. Auch sonst hatte sie wertvolle Tipps und Anregungen parat, zum Beispiel zu der Frage: Wie gehe ich am besten mit lähmenden Blackouts oder Schreibhemmungen angesichts eines unbeschriebenen Blatt Papiers um?

Und warum ein Text über mich selbst?

Schriftsteller schreiben oft Geschichten, Gedichte oder sogar Romane, die an sie selbst gerichtet sind. In ihren Werken versuchen sie, sich selbst auf die Schliche zu kommen oder ihre Meinung zu den Dingen des Lebens, der Politik oder der Gesellschaft zu reflektieren.

Gute Schriftsteller schauen sich selbst kritisch an, machen sich nichts vor und gehen ehrlich mit dem eigenen Ich um als wäre es ein Du. Denn es ist leicht, andere zu kritisieren, über andere zu lachen oder andere auszuschimpfen.

Sich selbst schreibend unter die Lupe zu nehmen und es anderen vorzulesen, ist eine echte menschliche und schriftstellerische Leistung. Das ist den jungen Nachwuchsschriftstellern im Workshop sehr gut gelungen.

Weitere Informationen zum internationalen Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz gibt es auf der Website der Einrichtung.


Tanzduell in Saarbrücken

Jugendliche und ihre Interessen ernst nehmen

Nach diesem Rezept begeisterte das Tanzprojekt des Jugendzentrums Försterstraße 34 Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis 24 Jahren. Rund 100 Zuschauer ließen sich das abschließende "Battle" nicht entgehen.

 

Was können wir in unserer Freizeit machen?

Teilnehmer und Betreuer entwarfen das Projekt "The Underground Krump Battle". Die Tanzworkshops sollten den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich in ihrer Freizeit auszuprobieren. Anders als Begriffe wie "Duell" oder "Battle" assoziieren, verbirgt sich hinter einem "Krump Battle" aber eine friedliche Veranstaltung.

Krumping – Was ist das eigentlich?

Krumping ist ein sehr schneller und explosiver Freestyle-Tanz aus den USA. Die Tänzer erzählen mit ihren Bewegungen Geschichten, sogenannte "Taunts". Meistens präsentieren die Künstler diese im "Battle" gegeneinander.

 

 

Harte Arbeit wird belohnt

In Workshops lernten Anfänger den Tanzstil "Krumping" kennen. Bereits aktive Krumper bekamen wertvolle Tipps und konnten sich weiterentwickeln.

Beim abschließenden "Battle" zeigten die Jugendlichen, was sie gelernt hatten und überzeugten damit die Jury.

Echte Profis leiteten die Workshops und saßen in der Jury.


In den Workshops gaben die Teilnehmer alles.

Durch eigene "Moves" gelang es den Tänzern, ihre Vorbilder zu beeindrucken.

Tanzen verbindet – auch über kulturelle Grenzen hinweg

Das Projekt war eine interkulturelle Begegnungsstätte: Teilnehmer, Coaches und Juroren kamen nicht nur aus Saarbrücken, sondern aus ganz Deutschland, dem benachbarten Ausland und sogar aus den USA. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen tanzten zusammen, tauschten sich aus und lernten einander kennen. So konnten die jungen Nachwuchskünstler jede Menge neue und wertvolle Erfahrungen sammeln.

 

 

Samuel, 18 Jahre: "Cool, dass hier so viele Tänzer von überall her kommen."

Erst mitorganisieren, dann mitmachen!

Mit Unterstützung der Jugendarbeiter organisierten und planten die Teilnehmer das gesamte Projekt in Eigenregie. Dafür erarbeiteten sie Finanzierungsmöglichkeiten, Ablauf- und Dienstpläne und buchten Flüge für die internationalen Profis.

Die Jugendlichen brachten sich in demokratische Entscheidungsprozesse ein, lernten aber auch mit Rückschlägen umzugehen.

Das finale "Battle" wäre ohne den Einsatz der Teilnehmer nicht möglich gewesen: Registrierung, Einlasskontrolle oder Verpflegung übernahmen die Jugendlichen. Somit entwickelten sie sich nicht nur tänzerisch weiter, sondern wurden auch eigenständiger und gewannen an Selbstvertrauen.

Video "Underground Krump Battle – Recap", Quelle: YouTube-Kanal THE UNTERGROUND KRUMP BATTLE

 

Das Jugendzentrum Försterstraße informiert auf seiner Facebook-Seite über Veranstaltungen und Projekte.


Begegnung der Kulturen in Hopsten (Kreis Steinfurt)

 

 

 

Jugendliche aus der ganzen Welt kennenlernen

Was passiert, wenn 35 junge Erwachsene, 14 Herkunftsländer, 14 verschiedene Kulturen und 10 verschiedene Sprachen aufeinander treffen? Genau das wollten Jugendliche in Hopsten bei einem gemeinsamen Tag mit Austauschschülern aus der ganzen Welt herausfinden.

In Kooperation mit der Initiative "Colored Glasses – aktiv Toleranz lernen" organisierte die Katholische Kirchengemeinde St. Georg Hopsten dafür einen interkulturellen Begegnungstag.

 

Viele Sprachen, viele Perspektiven auf die Welt

Englisch, Spanisch, Italienisch und noch mehr – wer bei der Begrüßung ein Wort auf Deutsch nicht verstand, dem wurde direkt in einer der vielen vertretenen Sprachen weitergeholfen. Ein buntes und aufregendes Durcheinander, oft aus mehreren Sprachen gleichzeitig.

Die Jugendlichen stammten aus

  • Deutschland,
  • Brasilien,
  • Chile,
  • Mexiko,
  • Paraguay,
  • Italien,
  • Spanien,
  • Finnland,
  • Türkei,
  • Ecuador,
  • USA,
  • Schweiz,
  • Georgien und
  • der Mongolei.

Wie sieht die Erde für dich aus?

Zu Beginn des Kennenlerntages fanden die Jugendlichen heraus, dass es unzählige Antworten auf genau diese eine Frage gibt. In Gruppen erarbeiteten sie die kulturellen Einzigartigkeiten jedes Heimatlandes.

Lustige und spannende Besonderheiten kamen dabei heraus:

  • Wer hätte gewusst, dass die meisten Südamerikaner so überaus herzliche Menschen sind, dass sie am liebsten jeden direkt mit einer Umarmung begrüßen und schon nach einigen Tagen Freundschaften schließen?
  • Oder dass Deutschen zugeschrieben wird, nur langsam und zurückhaltend, dafür aber besonders tiefe Freundschaften aufzubauen?

Viele Vorurteile wurden aus der Welt geschafft oder mit Informationen aus erster Hand geradegerückt, Stereotype verglichen und gemeinsam über die eigenen "Macken" gelacht.

 

So unterschiedlich sind wir gar nicht

Durch den Erfahrungsaustausch entstanden über den Tag zahlreiche Freundschaften. Die Jugendlichen verbrachten gemeinsam die Pausen, lachten über Witze und erzählten sich Geschichten. Nicht selten wurden an diesem Tag E-Mail-Adressen und Mobilnummern notiert und weitergegeben, um später in Kontakt zu bleiben. So entstand am Ende des Tages eine große, interkulturelle und tolerante Gruppe von neuen Freunden.

 

Weitere Informationen zu Aktionen der Katholischen Kirchengemeinde St. Georg Hopsten gibt es hier.Die Initiative "Colored Glasses" informiert auf ihrer Website über das Bildungsangebot.


RAG-Stiftung
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