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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

Bi ldung  /   122 Insbesondere in den Brennpunktschulen der Ballungsräume und Transformationsregionen wird sich dieser Wandel jedoch nicht reibungslos vollziehen: Wenn sich die an der Schule vermittelten Werte von den in der Familie und im sozialen Umfeld gepflegten Wertvorstellungen zu sehr unterscheiden, ist mit Widerständen der Eltern und auch der Schüler zu rechnen. Dabei ist es nach Meinung der Experten RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie Fokus ein wichtiges bildungspolitisches Ziel, die Schule in den kommenden 10 Jahren konsequent auf die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Familien auszurichten. Ein möglicher Ausweg aus dieser konfliktträchtigen Lage ist der Ausbau der Elternarbeit – mit dem Bestreben, dass sich Schüler, Eltern und Lehrer auf gemeinsame Bildungsziele verständigen. Aber auch im bürgerlichen Milieu wird in Zukunft verstärkte Elternarbeit vonnöten sein. Das Störfeuer kommt hier von Helikopter-Eltern, die häufig illusorische Vorstellungen vom Potenzial ihrer Kinder haben. DI E LERN-APP I S T K E I N PÄDAGOGE Lehrer haben auch in Zukunft einen sicheren Job. Nicht einmal bei der Vermittlung von Faktenwissen werden Lehrer durch E-Learning-Module ersetzt, da selbst das Erlernen von Fakten mit Interpretationen und Einschätzungen verbunden ist. Zwar setzen auch die Lern-Apps – Stichwort Gamification – High- scores oder Lerntrophäen als virtuelle Lernanreize. Diese können aber Lob und Tadel durch einen Lehrer nicht ersetzen. Trotz dieser Einschränkungen werden digitale Lernmittel zukünftig mit großer Selbstverständlichkeit im Unterricht eingesetzt. Dies entspricht zum einen den Lebensgewohnheiten der Schüler. Zum anderen werden die Schüler durch den Umgang mit digitalen Lerninhalten auf eine zukünftig ebenfalls digitalisierte Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet. Insbesondere ältere oder wenig technologieaffine Lehrer werden im digital unterstützten Unterricht wieder zu Lernenden. Wenn sie diesen Rollenwechsel bereitwillig annehmen, begegnen sich Lehrer und Schüler im digitalisierten Unterricht auf Augen- höhe und können sich im Idealfall während des gesamten Unterrichts als eine Lerngruppe definieren. Dies wiederum hat positive Ausstrahleffekte bei der Vermittlung von Sozialkompetenzen an die Schüler. Gleichzeitig setzt diese Form des Unterrichts eine hohe Lernfähigkeit der Lehrer voraus. Dass bei der Digitalisierung des Unterrichts kognitive Fähigkeiten wie das Kopfrechnen verlorengehen, ist eher unwahrscheinlich – und auch das Auswendiglernen wird sich halten: Auch im Jahr 2025 werden junge Menschen Liedtexte Wort für Wort und Zeile für Zeile kennen, ganz einfach, weil es Spaß macht. LEHRER AUS Ü B ERZ EUGUNG Der Lehrerberuf wird in Zukunft noch anspruchsvoller werden, als er es heute schon ist. Lehrer werden zunehmend zu Lebens- und Bildungsberatern und Integrationsbegleitern – und sind dabei gefordert, Fehlentwicklungen im Elternhaus zu korrigieren. Angesichts der hohen Verantwortung, die Lehrer tragen, gehören nur die fachlich wie menschlich Besten in den Schuldienst.


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