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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

Fokus Bi ldung  /   121 Heute und in Zukunft ist es Aufgabe der Schule, Heranwachsende auf ein selbstbestimmtes Leben als mündige und verantwortungsbewusste Persönlichkeiten vorzubereiten. Dieses Bildungsziel muss nach Meinung der Experten für alle Heranwachsenden erreichbar sein – völlig unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, Religion oder sozialen Herkunft. Gerade in industriellen Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet und dem Saarland sieht die Realität ganz anders aus. Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten oder mit Migrationshintergrund tun sich schwer, vom Bildungssystem zu profitieren. Zu unterschiedlich sind die Wertvorstellungen von Pädagogen und Eltern, zu früh gleiten Kinder in die Perspektivlosigkeit ab. Zugleich werden die sozialen Unterschiede innerhalb der Bevölkerung in Ballungsräumen immer größer. Die Gefahr wächst, dass mehr und mehr Kinder von Bildung und Teilhabe ausgeschlossen werden, weil insbesondere die Bildungsverantwortlichen keine Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel finden. Für die Experten liegt es daher auf der Hand, dass sich Schule vor allem in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet völlig neu ausrichten muss. An vorderster Stelle steht die Einbeziehung von Kindern mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Schichten. Nur auf die Potenziale der bürgerlichen Mittelschicht zu setzen, ist Verschwendung von Talenten und bedeutet eine Beschleunigung der sozialen Polarisierung. Auch die immer schnellere technologische Entwicklung muss viel stärker im Unterricht verankert werden – mit neuen Bildungsangeboten zur Vermittlung der benötigten Kompetenzen. Wie im Jahr 2025 Schule Chancengleichheit schafft und wie sie technologische Veränderungen nutzt, zeigt das folgende Szenario, in das die Erkenntnisse aus den Experteninterviews und den Befragungen eingeflossen sind. OK AY GOOGLE , SCHRE I B M I R E I N R E FER AT ÜBE R EMI L I A G ALOT T I Großer Veränderungsdruck geht von der Digitalisierung aus. Die Menge an elektronisch gespeichertem Wissen wächst exorbitant, zudem sorgen Algorithmen für eine immer bessere Kontextualisierung von Informationen. Angeeignetes Wissen veraltet immer schneller, die Halbwertszeit insbesondere von Fachwissen sinkt rapide. Die Schule muss daher in den kommenden 10 Jahren radikal umschwenken: Die Vermittlung von Faktenwissen rückt zunehmend in den Hintergrund. Vorrangig dient der Unterricht dazu, die Fähigkeit zu vernetztem und lösungsorientiertem Denken zu vermitteln. Oberstes päda- gogisches Ziel der Schule wird die Entwicklung und Entfaltung der Gesamtpersönlichkeit der Schüler sein. Damit verschmelzen der Bildungsauftrag und der Erziehungsauftrag der Schule zu einer Einheit. Insgesamt ist die Schule der Gegenwart nach Ansicht der Experten sehr weit von diesen Ansätzen entfernt. RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie


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