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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

ick auf das Saar land   /   174 Auch bei dem Unterfangen, die Abwanderung ins Bundesgebiet zu verlangsamen oder gar in eine Zuwanderung RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie Bl umzukehren, hat das Saarland nach Erwartung der Experten keine guten Voraussetzungen. Einer der wichtigsten Trends, der das Saarland berührt, ist die Abwanderung der Menschen in die Großstädte. Die Urbanisierung wird Deutschland nach Meinung von Zukunftsforschern radikal verändern. Zwar schlägt sich die 180.000 Einwohner zählende Landeshauptstadt Saarbrücken im Attraktivitätsvergleich mit ähnlich großen Städten wie Mülheim an der Ruhr, Kassel, Rostock oder Hamm achtbar. Aber vor allem die gut ausgebildeten jungen Menschen zieht es in die Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt oder in die „trendigen“ Universitätsstädte mit breiten kulturellen und subkulturellen Angeboten. Erhalt und Ausbau des reichhaltigen kulturellen Angebots und die Kultivierung eines deutsch-französischen Lebensgefühls sind nach Expertenmeinung wichtige Maßnahmen, um die Attraktivität des Saarlandes zu vergrößern. Doch selbst wenn dieses Unterfangen gelingt, kann dies den Bevölkerungsschwund allenfalls abschwächen. „BEI DEM STARKEN BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG SIND DIE FLÜCHTLINGE EIN GESCHENK DES HIMMELS. DIE FLÜCHTLINGE WERDEN DAS PROBLEM DER SCHRUMPFENDEN BEVÖLKERUNG ZWAR NICHT GANZ LÖSEN, ABER SIE WERDEN ES DÄMPFEN UND ABFEDERN.“ Richard Weber Nach einhelligem Meinungsbild der Experten ist die Zuwanderung durch Flüchtlinge für das Saarland wie für alle Flächenländer eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance, die demografische Entwicklung zu korrigieren, die Entleerung zu vermeiden und die gesellschaftliche Vitalität zu vergrößern. In den im Oktober 2015, also inmitten der Flüchtlingskrise, geführten Interviews vertraten die Experten die Ansicht, dass die meisten Flüchtlinge integrationswillig seien und sich hier eine Zukunft aufbauen wollten.1 Allerdings sahen die Experten auch die Gefahr, dass die Integrationsbemühungen scheitern und es nicht gelingt, die Neuankömmlinge in Arbeit zu bringen. Dann, so befürchten es die Experten, werden die heutigen Flüchtlinge die Dauerarbeitslosen von morgen sein. 1 Damit deckt sich die Meinung der Saarland-Experten weitgehend mit der Befragung der Experten im Rahmen der Delphi-Studie, bei der die erste Befragungswelle bereits im August und September 2015 stattfand.


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