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Zukunftsstudie RAG-Stiftung

Fokus Bi ldung  /   123 Dennoch ist nur eine kleine Minderheit der Experten davon überzeugt, dass es sich der Staat leisten kann, hohe Zugangshürden für die Lehramtsstudiengänge zu errichten. Sowohl im Hinblick auf die Bezahlung als auch auf das Sozialprestige wird der Lehrerberuf gegenüber anderen Karrieren, etwa in der Wirtschaft, in Zukunft wenig attraktiv sein. DAR AUS M ACHE N W I R E I N PROJ EK T ! Bereits heute arbeiten sehr viele Menschen nicht mehr in starren Aufgabengebieten, sondern in interdisziplinär besetzten Projekten. Der Anteil der Projektarbeiter wird sich in Zukunft noch vergrößern. Auch in der Schule wird der themenbezogene, praxisorientierte und fächerübergreifende Projektunterricht einen höheren Stellenwert erhalten, weil sich der Sinn und Zweck von Unterrichtsinhalten am besten in Zusammenhängen verstehen lässt. Deshalb werden Schüler zukünftig beispielsweise in den Fächern Chemie, Biologie, Geografie, Physik und Wirtschaft daran arbeiten, Phänomene wie den Klimawandel zu ergründen. Trotzdem werden sich die Fächer nicht völlig auflösen. Nach Meinung der Experten ist die Unterteilung in Unterrichtsfächer notwendig, um die Wissensgrundlagen zu schaffen. Auch werden die Projekte nach Meinung der Experten zukünftig in Lehrpläne eingebunden sein. Für das Festhalten an Lehrplänen gibt es gute Gründe: Sie sorgen für einen strukturierten Aufbau der Lerninhalte, sichern die Qualität und sorgen für vergleichbare Schulabschlüsse. Allerdings werden die Lehrpläne in Zukunft deutlich flexibilisiert. D I E SCHULE Ö F FNET S ICH Wie in der Welt der Erwachsenen zukünftig die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, werden auch bei den Kindern und Jugendlichen die Lebensbereiche Schule und Freizeit ineinander übergehen. Die Schule der Zukunft ist mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Ganztagsschule nach dem Campussystem: Es gibt eine Mensa, Hausaufgabenbetreuung, Förderkurse und Sportangebote – und darüber hinaus Partnerschaften mit Altenheimen und karitativen Einrichtungen, Musik- und Kultur- vereinen, Theatern und womöglich auch mit Unternehmen aus der Nachbarschaft. Der örtliche Fahrradhändler veranstaltet Reparaturkurse auf dem Pausenhof, im metallverarbeitenden Betrieb werden aus den Entwürfen der Künstler-AGs Skulpturen gefertigt. Auch herrscht unter den Experten die Meinung vor, dass eine mehrmonatige Praktikumsphase zum festen Bestandteil des Lehrplans wird. Aber nicht nur für die Schüler wird die Schule zu einem offenen Raum, auch für die Lehrerschaft öffnen sich neue Horizonte. Allein durch ihre neue Aufgabe, die Schüler während der Exkursionen und Aktivitäten zu begleiten, um sie vor äußerer Einflussnahme zu schützen, kommen die Lehrer häufig mit außer- schulischen Akteuren in Kontakt. Beim Austausch zwischen Lehrern und Wirtschaft allerdings sind viele Experten skeptisch. Sie erwarten, dass nicht wenige unter den Lehrern Vereinnahmungstendenzen durch die Wirtschaft befürchten und daher auf ein gewisses Maß an Distanz achten. Gleichwohl wird sich der Kontakt zwischen der Schule und der Wirtschaft intensivieren. RAG-St i f tung-Zukunf tsstudie


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